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Diagnose: Dyskalkulie

  • dysgalaxie
  • 27. Nov. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Es war der 21. April 2021

Ich wachte früh auf, und ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit. Heute war der Tag, an dem ich endlich erfahren würde, ob ich wirklich Dyskalkulie habe. Ein Gedanke, der mich schon seit Tagen nicht losließ. Das ungute Gefühl blieb, und ich versuchte, es zu verdrängen, doch es war zu stark, zu sehr in meinem Kopf verankert.


Ich setzte mich an den Esstisch mit meiner Mutter, wir warteten gemeinsam auf den Anruf. Als das Telefon schließlich klingelte und das Gespräch begann, hörte ich zu, versuchte aber gleichzeitig, meine Gedanken zu ordnen. Schließlich war es soweit die Diagnose wurde ausgesprochen Dyskalkulie.


Als das Telefonat endete, stand meine Mutter auf, ging auf den Balkon und holte tief Luft. Sie drehte sich zu mir um und sagte: „Endlich! Endlich wissen wir, was jahrelang dein Problem und deine Sorge war. Es ist Dyskalkulie.“


Ihre Worte klangen in meinem Kopf nach, aber ich konnte sie nicht richtig greifen. Ich saß wie eingefroren auf dem Stuhl, mein Blick starrte leer auf den Bildschirm vor mir. Ein seltsames Gefühl machte sich breit zu wissen, dass ich etwas habe, was nicht viele betrifft, lies mich plötzlich so anders fühlen. Ich fühlte mich irgendwie dumm, obwohl ich wusste, dass das nicht stimmt. Aber der Gedanke, dass ich tatsächlich Dyskalkulie habe, war schwer zu akzeptieren.


Meine Mutter sprach mit mir, ihre Worte sollten wohl trösten, aber ich hörte nicht richtig zu. Ich war zu sehr in meinen Gedanken gefangen. Schliesslich sah ich auf, und sie fragte mich, was los sei. Ich antwortete nur „Nichts, alles ist gut.“ Aber nichts war gut.


In den nächsten Tagen, Wochen und sogar Jahren erzählte ich fast niemandem von meiner Dyskalkulie. Ich schämte mich und hatte Angst vor den Blicken, die man bekommt, wenn man „anders“ ist. Doch irgendwann änderte sich mein Denken. Ich begann zu verstehen, dass Dyskalkulie nicht nur etwas Negatives ist, sondern auch eine besondere Eigenschaft sein kann ja, sogar etwas Schönes.


Von da an sprach ich offener darüber. Heute bin ich fast stolz darauf, denn ich weiss, dass ich nicht wie jeder andere bin. Und genau das hebt mich ab.


Mit diesem Text möchte ich euch ermutigen: Seid stolz auf euch und auf das, was euch besonders macht! Manche können nicht richtig lesen, andere können nicht richtig laufen aber jeder von uns hat etwas, das ihn einzigartig macht. Wir sollten verstehen, dass „anders sein“ ein Geschenk ist. Am Ende zählt nur, was wir daraus machen.


Und genau deshalb gibt es Dysgalaxie – um zu zeigen, dass „anders sein“ stark macht.

 
 
 

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